Cookies helfen uns bei der Bereitstellung unserer Dienste. Durch die Nutzung unserer Dienste erklärst du dich mit dem Einsatz von Cookies einverstanden. Weitere Informationen
Tai:
"Die Vorstellung von separaten Wesen (und Dingen)"
- ja genau; so zumindest verstehe ich die dritte dieser vier Arten von Vorstellungen.
"Fühlende Wesen" (mit einem großen F als Hinweis darauf, dass es sich um einen feststehenden Terminus handelt) ist meines Wissens der in deutschen Übersetzungen am häufigsten benutzte Begriff an dieser Stelle. Im Englischen wird meist "sentient being" verwendet. Ich denke aber, man könnte auch einfach "Lebewesen" sagen.
das ist jetzt aber nur mein eigener hausbackener "bunch of crap":
Was immer du erlebst, ist die Ganzheit deiner augenblicklichen Wahrhftigkeit. Die Trennung zwischen dir, anderen, separaten Entitäten und vorgestellten zeitlichen Abläufen sind nur nachträgliche Interpretationen der immer genau jetzt gegebenenen ganzheitlichen Soheit.
Wenn im Erleuchtungszustand alles als die eine Geistsubstanz erfahren wird, erscheint die Vorstellung von separat existierenden Wesen als Illusion bzw. als eine Art von Vorstellung, die dualistische Unterscheidung, Anhaftung und damit den Verlust dieses Einheitszustandes nach sich ziehen.
Wie gelangt man in diesen Zustand? Indem man sich eben genau nicht dieser Art von Vorstellungen hingibt - so zumindest Buddha im Diamant-Sutra.
Tai:
Im Kern sagt ja die Zen-Lehre (bzw. die Lehre des Buddha), dass es weder ein Selbst noch andere gebe und somit auch Egoismus eine illusionäre Verhaftung sei. Im Diamantsutra werden diesbezüglich vom Buddha vier Arten von Verblendungen aufgezählt, die dualistisches Denken entstehen lassen und dabei zu emotionaler Anhaftung führen:
1. Die Vorstellung von einem Selbst.
2. Die Vorstellung von anderen.
3. Die Vorstellung vom (separaten) Fühlenden Wesen.
4. Die Vorstellung von einer Lebensspanne (Zeit).
Das heißt, im Zustand der Soheit bzw. im Erleuchtungszustand, den der Buddha in den Sutras beschreibt, kann es diese Unterscheidungen nicht geben, weswegen sie auch als gedanklich konstruierte Vorstellungen und in diesem Sinne als Illusionen bezeichnet werden.
Alle mir bekannten Zen-Meister und Zen-Praktizierenden (inklusive mir selbst) sind gleichzeitig ganz normale Menschen. Auch wenn sie in dem ein oder anderen Samadhi den Zustand des Einsseins erfahren haben mögen, halten bzw. hieleten sie doch in ihrem Alltagsdenken an den oben genannten dualistischen Unterscheidungen fest und schleppen allesamt ein riesiges Ego mit sich herum (das Ego der Zen-Meister ist aufgrund der besonderen Rolle, die sie oft seit Jahren spielen, i.d.R. wahrscheinlich eher noch ein bisschen größer als das der anderen). Dennoch können sie großartige Lehrer oder Praktizierende sein und dir helfen, den Zustand der Soheit in deiner Praxis zu verwirklichen. Wärest du permanent in diesem Zustand, gäbe es natürlich kein Ego. In einer Art Zen-Moral Egoismen abzulehnen, zu bekämpfen oder zu verbannen, ist dagegen eine weitere sehr dualistische Herangehensweise ans Leben, die mit der Lehre des Buddha - so wie ich sie verstehe - nicht vereinbar ist.
mipoohji:
Alles kann gelogen sein. Deshalb soll man ja auch nichts einfach nur glauben sondern entdecken ob es Sinn macht, ob es zumindest wahr sein könnte.
Jemanden mit bloßen Worten zu töten oder einen Spielkameraden verdorren zu lassen dürfte wohl kaum der Wirklichkeit entsprechen.
Für Menschen wie Dich allerdings trotzdem sehr verlockend... beflügelt halt Allmachtsphantasien...
Dat_Hexe1971:
Zen und Egoismus - warum ist der Wunsch in vielen zennies, diese Verbindung zunächst zu denken, um sie dann weit von sich zu weisen?
Auf was für ein Eis begeben wir uns und warum?
Ich schätze mal, dieser neue thread ergibt sich für Dich aus dem, was RT über Egoismus und zen von sich gegeben hat.
und schwupp - hat er Dich da, wo er denkt, daß es bestimmt weh tut...
Wenn ich etwas tue, ist die Motivation IMMER, daß es MIR wohl gehe - ob im zen oder als hilfloser Helfer - es ist das Streben des Menschen, gut für sich zu sorgen - was nicht das Auch-Wohlergehen daraus für andere ausschließt.
Alles, was nach dieser Wahrheit kommt, begründet sich aus Prioritäten-Setzung eines jeden Einzelnen - und die ist öfters mal anders - zen ist davon aber völlig unangefochten.
Nur weil Menschen mit dem Wünschen nach "es möge mir gut gehen" dafür sorgen, daß es ihnen (und vielleicht auch zunächst dem anderen) gut geht, ist der Name und eigentliche Inhalt nicht abzuwerten.
Das riecht für mich nach Reiner Religions-Logik - die ist einfach nicht gegeben - egal, für welche Ideologie oder Religion.
mipoohji:
Der Anlaß ist ja wohl das Gefasel eines narzistischen alten Narren...
Natürlich gibt es kein Zen, das dazu dienen kann egoistischer zu werden. Das ist derart offensichtlich, dass es schon Unsinn wäre das überhaupt in Erwägung zu ziehen.
Und selbstverständlich kann sich ein Egoist auch auf einen solchen Weg begeben und ohne ihn vollends gegangen zu sein auch noch hier und da egoistische Züge haben.
Es gibt da so Geschichten, in denen es um die Nachfolge des Meisters oder Abts ging. Da waren schonmal Egoismen erkennbar, auch bei hoch angesehenen Mönchen. Das ist aber auch sowas von offensichtlich, dass man sich fragen darf ob es sich um wahre Begebenheiten handeln kann oder ob es etwa "Lehrgeschichten" sein sollten.
Wie auch immer... wenn ein Narzist anderen Egoismus vorwirft, dann ist das ganz sicher nicht dadurch eine ernsthafte Frage geworden.
Silas und Gebote sind viel mehr Ausdruck von Praxis als Vorschriften. Sie ohne die Entwicklung eigener Ethik anzuwenden ist sinnlos und lässt dann Menschen entstehen, die "immer nur Gutes tun wollen" während sie anderen auf die Nerven gehen.
So erzählte mal Vivekananda die Geschichte eines Menschen, der Schüler werden wollte um "das höchste Ideal zu verwirklichen". Der Lehrer fragte ihn, ob er lügen könne und ob er stehlen könne. Als dieser Mensch behauptete er könne beides nicht, forderte der Lehrer ihn auf, dies zunächst zu erlernen.
Natürlich war der Hintergrund nicht jemanden dazu zu befähigen, dies zu erlernen, sondern zunächst einmal zu erkennen, dass er beides längst tat.
Idealisten sind oft blind für ihr eigenes Handeln, und da helfen dann keine noch so langen Kataloge mit Vorschriften.
Hingegen bietet jede Besinnung eine Gelegenheit, die eigene Wirklichkeit wahrzunehmen und Weichen zu stellen für zukünftiges Handeln. Das gilt selbstverständlich auch für Zazen.
Wurde ja, auch von Dir, bereits hinlänglich beschrieben, dass Zazen eine weitreichende Wirkung hat und nichts zu tun hat mit sentimentaler Selbstbeweihräucherung.
mipoohji:
Im australischen Busch hielt ein Reisebus. Die Mitfahrer stiegen aus und einer sagte: "Hörst Du die Stille?" worauf ein anderer antwortete: "Ich höre gar nichts."
Die Stille von der wir gelegentlich reden mögen, die wird auch gehört bzw erlebt zB als innere Stille. Da ist nicht nichts, aber da ist nichts was man getrennt benennen könnte.
Beim Schweigen kommt es nun drauf an, wem man dieses Nichttun zuspricht. Und da kommt ein Berührungspunkt zur Stille ins Spiel. Gelegentlich wird ein Schweigen an Stille erkannt. Aber auch wenn ich zu etwas nichts sage, obwohl es möglich wäre, kann man dies als Schweigen bezeichnen. Ob es dann auch Stille ist, das ist damit nicht gesagt.
Stille ist einfach allgegenwärtig und immer da. In Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart. Sie durchdringt allet. Dich, mich, den Ziegel in der Wand, wie auch ein ICE, der aus dem Gleis gerät, weil der Chaffeur mit der Frau vom Schrankenwärter flirtet.
Schweigen ist hingegen ein Tun. Es wird erzeugt und negiert den Lärm. Der Presslufthammer schweigt. Der Angeklagte auch und ich jetzt dito.
Frage doch die Online-Enzyklopädie? Oder ist der Herr bei der Gasamstalt und liest den Zähler ab? Ohne Zettel im Briefkasten kein Einlaß! Winke winke!
Danke, dass du das gesagt hat und und daraufhingewiesen hast.
Schlaf gut, süße Hafenbraut und träum was schönes.
d wie Dolemik
P.S.
Bäh!