Heute passierte mir folgendes:
Jemand rief mich vom Telefon meiner Frau an um mich zu bitten, etwas für sie aus dem Internet zu bestellen. Ich war verwundert, denn diese Person kenne ich nur von einer zufälligen Begegnung (die für mich nichtmal sonderlich interessant war).
Ich vergegenwärtigte mir den Bestellprozess und sah da ein gewisses Risiko für mich. Sie könnte in Geldnot geraten, sterben, ins Ausland verreisen, ... was auch immer. Sowas wollte ich ungern, also sagte ich das, "ungern".
Sie daraufhin, "wieso, Du kennst mich doch!"
Ich... "Hmmm, kennen würde ich dazu nicht sagen, ich habe einmal mit Dir gesprochen."
Nun meinte sie, "naja, wenn Du so mißtrauisch bist..."
Nun wurde ich "mißtrauisch", denn ich fühlte keinerlei Mißtrauen gegen sie, lediglich ein Risiko, wobei ich nicht ihr unterstellte, dieses Risiko zu beabsichtigen, sondern davon ausging, dass da lediglich Faktoren sind, die ich nicht einschätzen kann (wie gesagt, sie könnte sterben, einen Unfall haben und im Koma liegen, weiss der Geier was sonst noch, auch ohne mich irgendwie betrügen zu wollen). Hinzu kenne ich sie wirklich nicht genug um ihre Zuverlässigkeit auch nur im Geringsten einschätzen zu können.
Sie blieb nun bei ihrem "mißtrauisch", wiederholte es etwas nervend und hatte auch eine "Mini-Sanktion" auf Lager. Sie hatte mir nämlich eingangs erzählt, dass sie demnächst mit meiner Frau gemeinsam einen Marktstand machen wolle (meine Frau war gerade auf dem Markt, von wo aus sie mich anrief). Nun erwähnte sie beiläufig, dass wegen meines Mißtrauens sich das "ja nun wohl auch erledigt habe".
Ich gestehe, etwas von der Rolle geraten zu sein und fragte mich, wie sie sich erdreisten konnte, mir Mißtrauen zu unterstellen. Ein Gefühl bei dem es mich schüttelt... und was ich gar nicht gern habe. Zumal ich es gar nicht hatte...
Allerdings hatte ich auch kein Ver-trauen, ich hatte nichts mit ihr erlebt, was dies gerechtfertigt hätte. Und nun, durch ihr vorwurfsvolles "mißtrauisch" gefolgt von der Minisanktion fühlte ich mich doch tatsächlich leicht angepisst...
Nunja, das Gespräch war beendet und ich saß da mit dem Mißtrauen, das ich gar nicht hatte und auch nicht wollte. Was blieb mir also als nachzudenken?
Im Denken kam ich auf die simpelste aller Lösungen: Hätte sie mir nicht vorab das Geld geben können? Dann wäre der kleine Gefallen einer fast Unbekannten gegenüber für mich ohne jedes Risiko gewesen und ich weiss, ich hätte es ihr nicht verwehrt.
Nungut, die Gelegenheit war dahin, die Frau war schon weg als ich später zum Markt kam.
Frag ich mich nur noch, wieso fiel mir diese Idee nicht sofort ein? Vielleicht war die Situation zu unerwartet, zu neu. Ich bin sicher, nun eine Lösung für ähnlich geartete Anfragen zu haben, parat und sofort aus dem Ärmel ziehbar.
Nun noch eins, was hat mich gestört? Da war ein Anspruch an mich, den ich zu Konditionen der Gegenseite erfüllen sollte (sie hatte wörtlich gesagt, dass ich zunächst bestellen sollte und sie mir das Geld später wiedergeben würde). Diesem Anspruch genüge ich aber nicht. Mich deswegen schuldig zu fühlen lehne ich prinzipiell auch ab. Der vorwurfsvolle Ton, der Begriff des "mißtrauisch", die Minisanktion... all das war "zuviel für mich". Ich litt. (Sensibelchen wie ich nunmal bin, was soll ich machen?)
Und nun, warum es zu Zen im Alltag wurde, ich dachte nach und fand die Lösung. Spät zwar, aber absolut zufriedenstellend für mich und zukünftige Anfragen.
Noch eine letzte Frage, wieso verlangte sie von mir ein Vertrauen für das ich keinen Grund sah? Das müsste sie beantworten, das weiss ich nicht.
Ich weiss, dass ich nun differenzierter mit einer solchen Anfrage umgehen kann. Ob sie wohl einfach "ja klar" sagen würde, wenn ich ihr vorschlüge, doch zunächst mir das Geld zu geben?
Das werde ich voraussichtlich nie erfahren... denn es war ein Zufall, dass sie gerade heute dort auf dem Markt war, mit On über Computer sprach und auf die Idee gekommen war, ich könnte ja für sie...
Gruß
mipooh