Hallo Zennies,
ich beschäftige mich z. Z. mit dem sogenannten Bösen.
Die Psychoanalyse sagt, es ist im Menschen veranlagt (Aggressionstrieb & Todestrieb). Die Verhaltensforschung nach Konrad Lorenz, spricht ebenfals von einer Veranlagung.
Im Gegensatz dazu steht der Behaviorismus und die Milieutheorie, beide behaupten das sogennante Böse ist Außen, also im sozialen Umfeld und es wird somit erlernt.
Das christliche Paradigma brauche ich nicht näher zu erwähnen.
Mir gefällt was Shakespeare zu diesem Thema sagte:"Nichts ist gut oder böse, erst das Denken macht es dazu." Das klingt sehr "zennistisch", oder?
Was haben die großen Gestalten des Zen zu dem Thema gesagt?
Viele Grüße
Folglich auch das Böse. Für den der es tut und für den der es erfährt.
Grüße Heinz
Der obengenannte Aggressionstrieb ist auch als Selbsterhaltungstrieb bekannt. Nur geht dieser Trieb offenbar in die falsche Richtung; Meditation ist unter anderem ein Weg, diesen Trieb (der laut Buddhismus auf Anhaftung an Form basiert) zu transformieren.
Gruß,
Ken
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Das Shakespeare-Zitat klingt wirklich sehr nach Zen; ich hab's schon öfters verwendet. Wenn ich zornig bin, bin ich zornig, so wie meine Katze auch. Wozu muß ich diesen Zorn noch durch Denken aufschaukeln und perpetuieren?
gassHo ()
Wolfgang
Vom Grundsatz her existieren im Buddhadharma keine moralischen Wertungen bzw. Kategorien von 'Gut' und 'Böse'. Eine Unterscheidung in Bezug auf das Handeln wird lediglich unter den Gesichtspunkten 'heilsam' bzw. 'unheilsam' (kushala / akushala) getroffen - d.h. unter dem Gesichtspunkt der karmischen Wirkung des Handelns (hier ist der Ansatzpunkt für den manchmal geäusserten Vorwurf einer egoistischen Ethik). 'Gut' und 'Böse' sind lediglich gesellschaftliche Konventionen, die auf Zweckmässigkeit beruhen. Dessen ungeachtet gibt es natürlich eine zumindest teilweise Überdeckung von 'Gut' und 'heilsam' bzw. 'Böse' und 'unheilsam'. Der Grad dieser Überdeckung wäre ein Kriterium dafür, wie 'buddhistisch' eine gesellschaftliche Moral ist. Vergleichbar dazu gibt es auch Strömungen christlicher Theologie, die das 'Böse' als 'Gottesferne' definieren (und dabei das Problem des teuflischen Widersachers elegant umsegeln). Nach diesen Vorbemerkungen wird vielleicht die folgende Passage aus Dogens Shobogenzo Shoakumakusa deutlich. Dogen fasst hier das 'Gute' bzw. 'kein Übel' nicht als gesellschaftliche Konvention, sondern als ontologisches Charakteristikum des Absoluten, wie es sich in der Zeitlichkeit offenbart, auf.
"Der Erleuchtete sprach:
begehe kein Übel
tue Gutes hingebungsvoll
Reinige Deinen Geist
Dies ist das Gebot aller Erleuchteten
.......
Dieses 'begehe kein Übel' ist nicht bloße menschliche Erfindung. Es ist die höchste Erleuchtung, in Worte gefasst..... Es ist die eigentliche Sprache der Erleuchtung...... Getrieben von der höchsten Erleuchtung lernt man, danach zu streben, kein Übel zu begehen, diese Verfügung in Handeln umzusetzen - und, indem man dies tut, entwickelt sich die Kraft der Übung, die die Erde, alle Worte, alle Zeit und alle Existenzen ohne Rest überdeckt."
Gruss,
Ralf
ist das Böse das man lässt."
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ich glaube nicht an Gut und Böse, aber ich denke, da ich von der Wiedergeburt überzeugt bin, und wir alle unvollkommen sind, dass das "Böse" eigentlich unentwickelte Verbiegungen unseres Seins sind. Es sind dunkle Flecken, die uns nicht bewusst sind und folglich handeln und denken wir verbogen und das hat das Böse zur Folge.
Ich glaube durch Meditation hat man die Möglichkeit an diese Bereiche langsam heranzukommen, so dass sie einem Bewusst werden und sich verändern könnten. Klingt auch ein bisschen nach Psychoanalyse.
Wenn ich bewusst meine Gedanken wahrnehme, bin ich erschreckt, wie oft ich grundlos böse Gedanken habe. Aber irgendwoher müssen sie ja kommen. Und es wird wohl vielen Menschen so gehen, bis es mal eskaliert und sich in einem Krieg oder andere schlimme Sachen manifestieren.
Grüße
Badwether
Um etwas auszuschweifen: Der derzeitige Amerika-Taliban-Konflikt etwa beruht beiderseits unter anderem auf einem Nicht-Erkennen der Tatsache, dass man dem anderen schadet - und damit letztendlich sich selbst. Nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung gibt es eben keine Berechtigung für einen Akt der Rache, der Reaktion, die wiederum zu einer Re-Reaktion führt usw. Dennoch befindet sich die halbe Welt in einem Taumel der Gut-Böse-Polarisierung, mal von der einen, dann von der anderen Seite. Und so gibt es "zivilisierte" Menschen, die, wie die Schriftstellerin Loy so treffend formulierte, Krieg dem Frieden und Frieden dem Krieg gleichsetzen. Was ist gut, was ist böse? Und wie relativ, wie beliebig sind diese Denkkategorien - vor allem, wenn sie als derart allgemeine Projektionen verwendet werden, die ganze Menschenmassen in den Bann ziehen, ohne Rücksicht auf die individuelle Frage nach gut und böse?
Gruß,
Ken
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