Nach so einem Tag zwischen Gott und Scheiße, Übertreibungen, Enthusiasmus und hochkomplexer Philosophie erwacht in mir regelmäßig ein Bedürfnis nach nüchterner Betrachtung...
Da frage ich mich, was ist es denn wirklich, was das Praktizieren einer "Religion" für uns bewirken kann? Wozu soll die gut sein und welche Rolle spielen Gott, die Welt und ich selbst?
Ich komme da immer wieder an einen ganz praktischen Punkt. Nämlich an die Frage, was denn konkret für mich (oder andere) dabei herauskommen kann. Und die Antwort finde ich naheliegend und einfach. Ich kann selbstreflektierend mein Optimum an Harmonie mit mir selbst haben.
Warum selbstreflektierend? Weil ich sonst nichts davon wüsste.
Warum Optimum? Weil mehr nicht drin ist und weniger nicht zufriedenstellt.
Warum Harmonie? Weil das ein Zustand ist, in dem mir mein Leben recht ist, angenehm und erfüllt.
Und was ist nun mit all den hochtrabenden Ideen wie Gott, Erleuchtung, dem Jetzt, der Seele, dem Streben und wie sie alle heißen mögen?
Sie spielen einfach keine Rolle mehr oder anders gesagt, sie sind alle selbstverständlich im Gesamtpaket ohne mich sonderlich aufzuregen.
Gott wäre wichtiger, wenn ich mich getrennt fühlen würde. Erleuchtung wäre wichtigrt, wenn mir mein Leben zu dunkel erschiene, Seele wäre wichtiger, wenn ich mein Fühlen vermissen könnte, Streben wäre wichtiger, wenn ich nicht da wäre wo ich sein möchte.
Nichts von alldem ist wichtig, solange ich selbstreflektierend meine Harmonie erlebe, ja sie sind nicht einmal unwichtig.
Und nun die entscheidende Frage... ist das möglich? Meine Antwort dazu ist, es ist nicht nur möglich, es ist sogar realistisch. Alles was dazu nötig ist, ist sich zu besinnen... ob methodisch oder frei...
Und all die großen Worte? Viel Lärm um.... Lärm...
Guten morgen
mipooh
(Meine ich wirklich so!)
Liebe Nacht-Grüße
Andrea
Liebe Morgengrüße
mipooh
Ich habe mich mal wieder ein wenig in "zen - Denk" geübt - kam die letzten Wochen und Monate aufgrund Panik zu kurz.
Ich stimme Dir voll und ganz zu - ich habe aber auch erlebt, daß in der Einheit sein anfällig ist, für die Stürme meines Lebens - und der gerade ist ein Tornado.
Da drin habe ich gemerkt, wie stabilisierend mein "Gottesglaube" sein kann, Halt gebend, erdend...
Also doch: Optium fürs Volk?
Ich sehe das in etwa so: Sind die Stürme besonders stark, wird mir die Kraft des Vertrauens besonders wichtig. Werde ich wenig gefordert, reicht meine angeborene Naivität völlig...
Wer würde einem Kapitän nachsagen, er benutze seine Fähigkeiten als Droge, nur weil er es sich nicht nehmen lässt, gerade im Sturm selbst auf der Brücke zu stehen?
Das was Herr Marx (wenn ich richtig informiert bin) damit ansprach, das ist nicht Religion schlechthin, sondern der Irrglaube, für den Verzicht auf Taten in einem Leben ausserhalb des tatsächlichen reichlich belohnt zu werden.
Nicht gegen Ungerechtigkeit aktiv zu werden um dafür mal in einen Himmel zu kommen... keinesfalls jetzt, sondern nach einem leidvollen Leben.
Das wäre nun tatsächlich fatal... aber Kraft zu sammeln ist sowas von vernünftig, solange mit dieser Kraft dann da gelebt wird, wo Leben stattfindet, nämlich genau hier und jetzt.
Gruß
mipooh
Ich meinte klar "Opium" - und ja, ich glaube zu wissen, daß Marx das so gemeint hat - und trotzdem prüfe ich an dieser Stelle sorgsam, ob mein "Gottesglaube" ein Strohhalm ist, an den ich mich klammere - oder ob es eine Quelle der Kraft ist, die ich brauche und deshalb gerade vermehrt nutze.
Das war einfach nur ein "Einstieg" - ein bewusstes" Hinfühlen...
Es ist schon seltsam - nach all den Wochen der Taten und Hoffnungen, des Organisierens und des Verzweifelns, wurde mir gestern Abend deutlich, daß in aller Schwere der Sache die Chance liegt, nicht weiter zu gehen als den nächsten Schritt ohne Ziel und Bestimmung - und aufeinmal ist es wieder ganz leicht!
Liebe Grüße
andrea
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Die Lebensgeschichte des Buddha zeigt dies besonders anschaulich. Aus tiefem Leiden über das (Immer-Wieder-)Geborenwerden, das permanente Altern, die Krankheit und den Tod brachte Buddha diesen unglaublichen Willen zu einer Praxis auf, die ihn nach etlichen Wirrungen letztlich die Erleuchtung erfahren ließ. Fast alle, mir bekannten Lebensgeschichten großer Zen-Meister weisen ein ähnliches Muster auf. Natürlich hätten sie oder der Buddha sich mit dem, worunter sie litten, auch abfinden können. Aber gerade das haben sie nicht getan, sondern stattdessen eine für unsere heutigen Begriffe unvorstellbar starke Praxis entwickelt.
_()_
Tai
Gibt es ein Verständnis, das nicht "weltlich" wäre?
Und ist es wirklich das Leiden, das Triebfeder ist? Wenn es so wäre, hätte der Buddha doch eher lehren sollen, wie man möglichst viel leidet statt den Weg zu weisen, durch den Leiden aufgehoben wird.
Buddha hatte seine Erleuchtung nicht am Ende seines Lebens, sondern recht früh und hat danach recht lange gelehrt. Denkst Du er hat gelitten? Erkennst Du an Zen-Meistern, dass sie leiden und sich somit gezwungen sehen eine starke Praxis zu entwickeln? Und wozu? Um weiterhin zu leiden?
Sich mit etwas abzufinden ist ganz sicher nicht meine Intention. Schon gar nicht mit Leiden. Es anzunehmen dürfte unumgänglich sein, aber es aufzuheben ist nicht etwas, das durch das Annehmen behindert würde.
Worum es mir oben ging, war, ein wenig mit den Extremen (des Vortages) aufzuräumen, die mE keineswegs helfen werden, Leiden aufzuheben.
Dazu gehört auch eine Vorstellung einer "für unsere heutigen Begriffe unvorstellbar(en) starke(n) Praxis"... denn allein ihre "Unvorstellbarkeit" entrückt sie unserer Wirklichkeit, dem Ort an dem wir nunmal sind.
(und den ich auch nicht verlassen möchte)
Gruß
mipooh
"Aber das Leiden ist eine Triebfeder für starke Praxis.".
Meinst Du zen-Praxis?
Und diese "Setzung" erscheint mir zweifelhaft.
Zumindest für mich.
Leiden ist Leiden - Die Auflösung, die Überwindung des Leidens ist das, was Buddha als "Geschenk" mitbrachte - nicht das Leiden an sich.
Natürlich kann aus Leiden und der dadurch entwickelten Energie viel Tun (Praxis?) entstehen, es kann auch antriebslos machen.
Hat Jesus gesagt, alle müssten sich ans Kreuz nageln lassen, weil es sein Weg war?
Den mittleren Weg stelle ich mir ohne "grosses Leiden" vor - alles relativeiert, keine großen Kurven mehr...
Die Relität hat mich mal wieder auf die andere Seite des Gleis gesetzt - dort ist es unangenehm, böig - aber echt...
Vielleicht ist auf der Wiese nebenan das Gras immer grüner? :-))
Liebe Grüße
Andrea
Ich finde es völlig normal, dass nur jemand nach einer Lösung sucht, der ein Problem hat. Zumindest bis er festgestellt hat, dass mache Probleme gar nicht erst auftauchen müssen, wenn man klar und bewusst durch´s Leben geht.
Man muss aber nur darin nachlassen und wird sich alsbald wieder in einer problematischen Situation wiederfinden.
Die Prinzipien sind eindeutig, an welcher Stelle der drei edlen Wahrheiten man sich jeweils befindet, ist davon unberührt.
Wenn also das Gras der Wiese nebenan grüner ist, dann nur deswegen, weil man nicht genau genug hinguckt...
Gruß
mipooh
Überlege, warum das so ist oder war - ich weiß es nicht...
Und: Daß mit dem grüneren Gras liegt am Lichteinfall - bestimmt! schmunzel
Was ja Deiner Theorie nicht wiederspricht...
Liebe Grüße
Andrea
Wenn das in aller Klarheit stattfindet... wo ist dann der Unterschied?
Gruß
mipooh
Gruß
mipooh
Nur dieses "hinten runterfallen" fällt mir jetzt auf - und passte für mich zu Deinem Artikel.
Ich bin zwar noch nicht ganz wiederhergestellt - das wird aber schon - dieser Ausflug in die rauhe See ist ganz gut - sorgt auch immer wieder dafür, daß ich "Profil" hinterfrage und "erneuere"
Einen schönen Tag wünsche ich Dir!
Liebe Grüße
Andrea
mipooh
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