mipoohji:
Häufiger Streit unter Weggefährten entsteht durch Zielformulierungen. Nachdem sie mich bei Allis oft störten, weil sie so unerfüllbar klingen und nachdem nun GastX ein Zitat des Bodhidharma brachte, wo ebenfalls mir eine scheinbar unerfüllbare Forderung entgegentrat, stellte ich mir heute morgen die Frage, ob solche Forderungen nicht als völlig herzlos zurückgewiesen werden müssten.
Dadurch kam ich zu dieser Frage, wenn sie nicht zurückgewiesen würden, wie würden sie erfüllbar sein?

Ganz sicher nicht ohne etwas zu tun. Nur, kann man einfach so hergehen und sagen, "habe kein Ego" und wie durch Zauberkraft verschwindet es dann?

"Habe kein Ego" steht hier stellvertretend für viele weitere Forderungen, eigentlich das komplette 20-Punkte-Programm, aber auch jede weitere Forderung, die im Raum steht, wenn man sich "auf den Weg macht".

Wenn diese Forderungen durch eine Zauberkraft erfüllt werden, worin mag diese bestehen?

Auch hier, wie auf dem gesamten Weg, ist die Antwort so einfach, dass es verblüffen muss.

In der Übung gegenstandsfreier Meditation passieren all diese Dinge. Ganz automatisch, ganz ohne weiteres Tun.

Meine Erfahrung mit Sitzen und (für mich) Beachtung des Atems (Atmens) zeigt mir, wie diese Zauberkraft funktioniert. Ich nehme mir lediglich vor, diese meine Übung zu vollziehen. Verliere ich sie, weil "mein Geist" abschweift, bzw bemerke ich, dass dies so ist, indem ich mich erinnere, was meine eigentliche Übung ist, dann gehe ich zu dieser Atembeachtung zurück. Sitzen muss ich nicht zurückholen... solange ich nicht umgefallen bin...

Was passiert nun in dieser Zeit?

Ich erlebe einfach das was so von mir übrigbleibt, mein Sitzen, meine Atmung und alles was mir ungewollt in den Sinn kommt. Das Sitzen verändert sich nur gelegentlich bzw kaum, auch der Atem ändert sich kaum, viel an Ideen produzieren beide nicht. Verbleiben noch die Träume, Gedanken, Gefühle, Erinnerungen, Phantasien, was immer da so auftaucht und verschwindet. Mal gehen diese Dinge einfach so vorbei, mal hänge ich an einem Inhalt, bemerke es dann und gehe zum Atem zurück. Mehr tue ich nicht.

Ich sage mir nicht, "habe kein Ego", "habe keine Meinung" usw, ich habe sie einfach nicht, weil ich meine Meditationstechnik habe. Tauchen sie auf, haben sie dasselbe Schicksal wie alle anderen Inhalte, die eben nicht Gegenstand meiner Übung sind.

(Im übrigen ist auch der Atem nicht Gegenstand der Übung, denn ich versuche nicht ihn zu analysieren, ich verfolge ihn nur. Und dies auch nur um eine Konzentrationsmöglichkeit zu haben, wenn ich bemerke, dass ich einem Inhalt folge. Nicht um etwas über den Atem zu wissen.)

Selbst das Ego verliert sich zwischenzeitlich, aber natürlich meldet es sich irgendwann wieder. Würde es für immer verschwinden, das wäre schade, denn dann könnte ich Euch nichts mehr aufschreiben....

Bliebe noch die Frage, ob denn nun die Forderungen erfüllt werden oder nicht. Denn die Erfahrung zeigt ja, in dem einen Moment sind sie erfüllt, in einem anderen wieder nicht.

Sollten wir den Anspruch haben, nie wieder im Leben ein Ego zu haben, nie wieder eine Meinung zu vertreten, nie wieder etwas zu mögen oder abzulehnen... usw?

Ich denke, nein, denn es ist nicht realistisch. Es passiert nicht wirklich, niemandem. Solange wir leben, werden wir immer wieder "gegen diese Forderungen" verstoßen müssen. Und wir sehen ja jeden Tag, dass dies passiert.

Was können wir also damit tun?

Wir können uns bewusst machen, dass dies so ist. Dass wir die Forderungen in der Meditation erfüllen, im Alltag meist eher weniger.

Ist das schlecht? Ist das gut?

Es ist so. Also neige ich dazu zu sagen, es ist gut so. Es ist in Ordnung, ich werde mich nicht dagegen stemmen, nur um unrealistische Forderungen aufrechtzuerhalten.

Was ich tun kann, weil ich bemerke, wie gut es mir tut, ich kann meine Meditation praktizieren. In dieser Zeit erfülle ich all die Forderungen. Dies wirkt sich selbstverständlich auf meinen Alltag aus, denn da sind ja Erfahrungen, die sich der Summe meiner Erfahrungen hinzugesellen. Und es ist immer die Summe meiner Vergangenheit, die meine Gegenwart bestimmt.

Für mich sind all die Forderungen nichts als Hinweise auf das Praktizieren. Sie sind nicht das Praktizieren selbst, sie beinhalten oft leider nicht einmal die konkrete Anweisung, wie denn nun zu praktizieren sei. Sie sind allein völlig nutzlose Erzeuger von dem Gedanken, nicht vollkommen zu sein. Erst eine "rechte Versenkung" entlässt sie überhaupt in gewisser Weise aus ihrer Sinnlosigkeit.

So, und nun, entlasse ich sie mal wieder für eine Weile...

Gruß
mipooh
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