Wer schlug die Glocke?
Eines Tages schlug Meister Yûsei die Glocke, um einen Vortrag anzukündigen. Als alle versammelt waren, fragte er: Wer hat die Glocke geschlagen? Ein Mönch sagte: Der inô*. Yûsei forderte: Komm her! Nachdem der Mönch sich genähert hatte, verpasste ihm Yûsei einen Schlag. Dann kehrte Yûsei in sein Zimmer zurück.
Meister Kidô:
Überraschend gelungen.
Meister Hakuin:
Fest zupacken, keine Fluchtmöglichkeit zulassen.
(* Der für formelle Dinge wie Rezitationen, das Schlagen der Glocke usw. zuständige Mönch.)
Was erklärt der Text?
Einmal fragte ein alter Mann einen buddhistischen Gelehrten: Was hat eine umfassendere Bedeutung: so oder shô*? Der Gelehrte erwiderte: Shô erklärt das 'so', und 'so' erläutert den Text. Der Alte fragte: Und was erklärt der Text? Der Gelehrte war sprachlos.
Meister Kidô:
Wenn du das liest, wirst du verstehen.
Meister Hakuin:
Die Sonne geht im Osten auf und nachts im Westen unter.
Kennst du einen Triefäugigen?
Meister Shinken hatte in seinem ganzen Leben keinen Gehilfen. Ein gewisser buddhistischer Gelehrter fragte ihn: Ehrwürden ist inzwischen schon recht betagt. Warum nehmt Ihr Euch keinen Gehilfen? Shinken antwortete: Wenn du einen Triefäugigen, Tauben und Tumben kennst, schick ihn her. Der Gelehrte war sprachlos.
Meister Kidô:
Ich kann für Euch das Fegen übernehmen.
Meister Hakuin:
Welchen Nutzen haben die Blinden?
Kein Platz für Buddha
Ein Mönch klopfte an Meister Kakurins Tür. Kakurin fragte: Wer ist da? Der Mönch antwortete: Ein Mönch. Kakurin sagte: Selbst wenn ein Buddha käme, würde ich nichts mit ihm zu tun haben. Der Mönch fragte: Warum denn nicht? Kakurin erwiderte: Es gibt hier keinen Platz für dich.
Meister Kidô:
Es hat was gebracht, meine Laken zu verkaufen.
Meister Hakuin:
Trotz der großen Entfernung kommen.
Hallo
Schon seit einiger Zeit lese ich hier mit und bin begeistert wie verschieden die Meinungen über richtiges Zen sind. Ich finde das toll, das jeder nach Auffassung und Erfahrung seinen Weg gehen kann.
Ich selbst habe Zen beim Angeln entdeckt. Schon seit meiner Jugend habe ich die Einsamkeit und das naturverbundene beim Angeln geliebt.
Das ich da etwas ähnliches tue wie ihr beim Zen kam mir erst diesen Sommer in den Sinn.
Ich saß, wie so oft an meinem Lieblingsplatz und schaute auf den Schwimmer (das ist der Korken, der anzeigt ob ein Fisch anbeißt).
Mit der Zeit vergaß ich alles andere um mich herum. Nur noch der Schwimmer und mein Atem, mein Herzschlag war da. Dann geschah etwas, das hier oft als Satori beschrieben wird. Ich verlor jegliche Beschränkung, ich sah mich selbst als Schwimmer. Ja es war so das ich mit Allem verbunden war und durch die Augen, von was auch immer sehen konnte. Ein unglaubliches Glücksgefühl durchströmte mich. Die Tränen flossen und ich konnte nicht mehr sagen wer da weinte.
Ich kann dieses Erlebnis jetzt beliebig wiederholen, es ist wie ein Eintreten durch eine Tür. Diese Tür ist mein Schwimmer.
Ich hoffe hier Menschen zu finden, die verstehen von was ich rede, was ich erlebe. Meine Angler Freunde können damit nichts anfangen.
Liebe Grüße und Petri Heil vom
zen_angler
... und ein halber Mensch
Meister Meishô besuchte Meister Tan. Dieser sagte: Wenn du Zen studierst, musst du auch an Orte gehen, an denen nur ein einziger Mensch lebt. Ja, selbst wenn dort nur ein halber Mensch ist, musst du dich dorthin begeben. Meishô erwiderte: Lass uns nicht über den Ort mit einem Menschen sprechen was aber ist der Ort mit nur einem halben Menschen? Tan blieb still. Doch später sandte er einen jungen Schüler mit dieser Frage zu Meishô. Der sagte: Du willst also wissen, was ein halber Mensch ist? Auch du spielst nur mit Dreck.
Meister Kidô:
Tan soll sagen: Ich muss mich aus Dank vor Dir verneigen.
Meister Hakuin:
Wahrlich ein großer Meister.
Auf halbem Weg
Ein Mönch wollte sich von Meister Sekisô verabschieden. Sekisô fragte ihn: Wirst du über Land oder übers Wasser reisen? Der Mönch erwiderte: Wenn ich ein Boot sehe, nehme ich ein Boot. Wenn ich Land sehe, gehe ich über Land. Sekisô meinte: Ich denke, du wirst es auf halbem Weg etwas schwierig finden. Der Mönch schwieg.
Meister Kidô:
In Not und großer Gefahr werde ich nicht vergessen, was Ihr mich gelehrt habt.
Meister Hakuin:
Ich werde niemals diese Worte vergessen.
Zazen ist für nichts gut. Es gibt nichts zu erreichen.
Diese Aussage der unzählbaren Meister hat mich schon oft zur Verzweiflung gebracht. Wie kann ich dann Sitzen, wenn das alles für die Füße ist?
Dieser Zustand ist Zweifel. Eine große Frage und keine Antwort in Sicht. Keiner da der dir das erklärt. Ich bin sitzengeblieben, inmitten des Zweifels, ohne zu wissen was ich da tue, ohne dem einen Namen geben zu können.
Unser Verstand versucht immer alles zu verstehen, alles wird mit einem Etikett versehen, eingeordnet. "Ja das kenne ich, das hatte ich schon mal" Das ist kein Zweifel, das sind die ausgetretenen Pfade, die wir bis zum Überdruß kennen und die uns nicht wirklich weiter gebracht haben.
Es ist gut Zweifel, Nicht-Wissen auszuhalten. Nicht gleich nach einem Guru zu suchen, der die Frage vielleicht doch für uns beantworten kann. Das ist es was wir dann doch meistens gerne tun, oder?
Also was tun? Immer weiter gehen, Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug - Not-Knowing!
Ich habe von einem Gespräch zwischen Schüler und Roshi gehört. Der Schüler war frustriert. "Ich verstehe nicht, ich mache keine Fortschritte" sagte der Schüler.
Der Roshi darauf hin: ""Wer hier etwas versteht, wird sofort rausgeworfen (aus dem Dokusan-Raum)"
Sundro
Locker oder angespannt?
Als Meister Shintenkyô Hauptmönch bei Meister Kisû war, fragte ihn dieser: Ich habe gehört, dass du Leuten stets jene Geschichte erzählst, wie eine Frau aus tiefer Versenkung gerissen wurde . Stimmt das? Shintenkyô sagte: Nichts . Kisû fragte: Bist du nun locker oder angespannt? Warum sagst du: Nichts? Shintenkyô erwiderte: Wenn er ein wahrer Zen-Mönch ist, fehlt es ihm nicht an Salz und Soße. Kisû ließ dem Koch ausrichten, er solle für den nächsten Tag nur weißen Haferschleim vorbereiten.
Meister Kidô:
Einem Verhungernden das Essen wegschnappen.
Meister Hakuin:
Die Undankbaren werden alte Schulden nicht erlassen.
Wohin gehen die Buddhas?
Ein Mönch fragte Meister Nan-in: Wohin gehen alle Buddhas? Nan-in sagte: Wenn sie nicht in den Himmel gehen, dann in die Hölle. Der Mönch fragte: Wie steht es mit Euch? Nan-in sagte: Weißt du nicht, wo dieser alte Mann enden wird? Der Mönch wollte gerade antworten, als Nan-in ihm mit seinem Stock auf den Mund schlug. Dann bat er den Mönch, näher zu kommen, und sagte: Eigentlich hättest du das tun sollen und schlug ihn noch einmal mit seinem Stock.
Meister Kidô:
Anstatt verwirrt zu sein, schaue der Mönch mit dem Auge, zeige mit dem Finger.
Meister Hakuin:
Der Distrikt Yû ist immer noch in Ordnung.
Es sind die Menschen südlich des Flusses, die am meisten leiden.
Schlag das Gras!
Eines Tages hörte Meister Rakuho einen Gehilfen sagen: Die Lehre, die von Sôjô* verbreitet wird, ist wirklich außergewöhnlich. Rakuho meinte: Sôjô ist außergewöhnlich, doch unseren Gründervater hat er nicht verstanden. Der Gehilfe war sprachlos.
Meister Kidô:
Schlag das Gras, erschrecke die Schlange!
Meister Hakuin:
Öffne den Mund, und die Eingeweide liegen bloß.
(* Auch Shironjû-Schule genannt.)
Die Teetasse
Der Schriftsteller Kanbunkô sagte zu einem Mönch: Ich habe gehört, dass du die Gedanken aus dem Jôron darlegst. Stimmt das? Der Mönch bejahte. Kanbunkô fragte: Laut dem Jôron gibt es vier Dinge, die sich nicht ändern. Ist das richtig? Der Mönch bejahte erneut. Da zerbrach Kanbunkô eine Teetasse und fragte: Ändert sich dies hier oder nicht? Der Mönch war sprachlos.
Meister Kidô:
Wenn du nichts erlebst, wirst du kein bisschen Weisheit erlangen.
Meister Hakuin:
Gehe mit erhobener Faust aus.
Raus!
Meister Sekkan fragte einen Mönch: Wo bist du neulich gewesen? Der Mönch sagte: Im Nô-Distrikt. Sekken zog einen Jungen auf seine Seite, gab ihm eine Ohrfeige und schrie ihn an: Raus! Der Mönch war sprachlos.
Meister Kidô:
Ich habe hier und dort praktiziert, aber das ist das erste Mal,
dass ich einem solch großen Meister begegnet bin.
Meister Hakuin:
Die Augen eines Weisen.
Abends im Wald
Meister Sekken fragte einen Mönch: Wenn du abends im Wald Halt machst, wo wirst du dann am Morgen sein? Der Mönch antwortete: Ich habe niemals Zen praktiziert. Sekken sagte: Du wirst lebendig in die Hölle fahren. Der Mönch erwiderte nichts.
Meister Kidô:
Wem ist solche Güte nicht von Nutzen?
Meister Hakuin:
Hilfe! Hilfe!
Woher kommst du?
Meister Unmon fragte einen Mönch: Woher kommst du? Der Mönch erwiderte: Ich bin gerade von einer Pilgerreise zurückgekehrt. Unmon sagte: Du führst mich an der Nase herum. Der Mönch meinte: Ich habe wirklich eine Pilgerreise unternommen. Unmon sagte: Du hältst dich nicht mal an die fünf Verbote. Der Mönch war sprachlos.
Meister Kidô:
Ich bin eben dem buddhistischen Orden beigetreten.
Meister Hakuin:
Wo ist nun das falsche Wort?
Woher kommst du?
Meister Unmon fragte einen Mönch: Woher kommst du? Der Mönch erwiderte: Ich bin gerade von einer Pilgerreise zurückgekehrt. Unmon sagte: Du führst mich an der Nase herum. Der Mönch meinte: Ich habe wirklich eine Pilgerreise unternommen. Unmon sagte: Du hältst dich nicht mal an die fünf Verbote. Der Mönch war sprachlos.
Meister Kidô:
Ich bin eben dem buddhistischen Orden beigetreten.
Meister Hakuin:
Wo ist nun das falsche Wort?
Das Gleiche?
Meister Unmon fragte den Mönchsvorsteher: Ist die Erde mit ihren Bergen und Flüssen das gleiche wie du oder unterscheidet sie sich von dir? Der Mönch antwortete: Sie ist das Gleiche. Unmon fragte weiter: Ist das Leben von Wesen wie Motten, Käfern und Ameisen das gleiche wie deines oder etwas anderes? Der Mönch erwiderte: Das Gleiche. Da fragte Unmon: Warum widersprichst du dir selbst?
Meister Kidô:
Die Zunge des Mönchvorstehers hängt heraus; er steht abseits.
Meister Hakuin:
Korallenzweige reflektieren den Mond.
Daiba
Meister Unmon zitierte gern Meister Baso: Daiba behandelte alle Worte mit Respekt. Das ist ganz wichtig. Dann ergänzte Unmon: Dies sind feine Worte, bloß hat mich niemand etwas gefragt. Da fragte ein Mönch: Was ist die Daiba-Sekte? Unmon antwortete: Es gibt sechsundneunzig Ketzerschulen in Indien, und du gehörst zur niedersten.
Meister Kidô:
Verbeuge dich und ziehe dich zurück.
Meister Hakuin:
Ein weißes Pferd inmitten von Schilfblumen.
Mutters Hose
Meister Ungo wurde erzählt, dass in der Einsiedelei am Fuß eines Berges ein Mönch lebte. Der Meister hieß seinen Gehilfen, diesem Mönch ein Paar Hosen zu bringen. Der aber sagte: Ich besitze Hosen, die meine Mutter geschneidert hat, und lehnte das Geschenk ab. Ungo ließ seinen Gehilfen noch einmal zu ihm gehen und fragen: Was hast du denn angehabt, bevor deine Mutter geboren wurde? Da war der Mönch sprachlos.
Meister Kidô:
Wer wagt es, diese Hose zu missbrauchen?
Meister Hakuin:
Ganz nackt.
Die Porzellanschale
Eine Nonne schenkte Meister Reiju eine Porzellanschale. Reiju hielt die Schale hoch und fragte: Woher kommt die? Die Nonne antwortete: Aus dem Distrikt Tei. Reiju zertrümmerte die Schale auf dem Boden. Die Nonne war sprachlos.
Meister Kidô:
Ich verstehe nicht, was Ihr meint, Ehrwürdiger.
Meister Hakuin:
Schade, dass diese Schale niemandem begegnete, der ihren Wert zu schätzen wusste.