Nun ist es ja kein Geheimnis, dass ich (meistens) nicht Zazen praktiziere, sondern die Techniken, die mir mein Lehrer zeigte. Das soll nicht hindern, zur Praxis an sich etwas zu sagen. Ich kenne auch die Zazen-Praxis aus eigenem Erleben und sie bewirkt prinzipiell nichts anderes, ebenso wie andere Praktiken, die ich kennengelernt habe.
Das was man übt ist das worin man Fertigkeiten/Fähigkeiten entwickelt. Übt man es nicht, passiert diesbezüglich nichts. Eigentlich leicht nachvollziehbar und logisch.
Übe ich mich also in einer Praxis, die sich mit dem was ist beschäftigt, so werde ich gut darin, die Dinge zu sehen wie sie sind. Übe ich mich hingegen darin, zu denken, wie etwas sein sollte, so werde ich hervorragende Konzepte entwickeln. Auf die Gefahr hin, dass sie zwar hervorragend sind, in der Praxis aber nicht zur Wirklichkeit passen.
Dieses "einfach-nur-Sitzen" enthält ein einfach nur wahrnehmen, und ist somit sehr gut geeignet, gut darin zu werden, die Dinge zu sehen wie sie sind. Es enthält auch eine Bereitschaft zur Zufriedenheit mit dem was ist. Mag sein, dass die nicht ausdrücklich erwähnt wird, aber sie ist da.
Wenn man also auch besser darin wird zufrieden zu sein, so sollte einen das nicht bekümmern. Wenn die Klarheit zunimmt, ist das kein Beinbruch. Wenn die Verbundenheit mit allem ansonsten so Seienden deutlicher wird, so ist das kein Verlust.
Ich denke, es ist genügend aufgezählt, möge jeder für sich hinzufügen, was er gewinnt, worin er gut wird.
Keine Praxis zu haben, die diese Dinge bewirkt (um mal mit RT zu sprechen), ist sicherlich nicht sonderlich klug. Denn man wird nicht gut darin werden, wenn man sich nicht übt. Es ist nicht theoretisch relevant, sondern ganz praktisch. Jeder an seinem Platz wird besser werden in dem, worin er sich übt.
Ist es nicht wunderbar, dass das was man dazu tun muss, gar nicht kompliziert ist? "Einfach-nur-Sitzen" impliziert alles, was dieser Mensch ist, weiss und kann, nichts wird ihm genommen. Es impliziert alle Gedanken und Gefühle, die ihm gehören und es impliziert all sein Verständnis, all seine Hingabe, all seine Leidenschaft für das Leben.
Um also gut darin zu werden, selbst zu sein, kann man sich darin üben. Unbelastet durch Ballast.
Gruß
mipooh
Eine Begrifflichkeit die im Zazen immer wieder auftaucht ist das Praktizieren mit dem Körper.
Wie geht das?
Wenn der Körper in der richtigen Position ist, entspannen sich Körper und Geist als Einheit heißt es.
Das kann ich nachvollziehen. Als Taiji Spieler, weiß ich recht gut wie ich meinen Körper in die beste Position bringe, in der er sich selbst trägt und es einfacher macht ihn zu vergessen.
Es gibt dazu eine interessante Übung, die ich von meinem Taiji-Lehrer habe. Es ist eine Partnerübung, bei der ein Partner entspannt auf dem Boden liegt und der andere ihn bewegt. Nach einer Weile stellt der aktive Partner dem passiven Partner den Arm so hoch, das der Arm nur noch auf dem Ellbogen ruht. Dann wird das Gleichgewicht für den Arm gesucht, so das dieser letztendlich stehen bleibt. Der passive Partner wird dann den Arm nicht mehr wahrnehmen. Wirkliches Gleichgewicht führt zu dieser Nichtwahrnehmung. Man kann so einschlafen und irgendwann mitten in der Nacht fällt der Arm, durch eine Bewegung des Körpers, runter und man erschrickt über den plötzlichen Fremdkörper im Gesicht. Versucht es mal.
Meine Zen-Seite sah da sofort eine Verbindung zum Sitzen. ----Trommelwirbel----- ein neues Konzept! Eine neue Erklärung: Wenn ich im Gleichgewicht sitze, vergesse ich mich. Ist das, das ganze Geheimnis?
Nein, natürlich nicht.
Sitzen mit Knieschmerzen in schrecklich schiefer Haltung ist auch Praktizieren mir dem Körper.
Dieser Körper-dieser Moment-Mitten drin! Im Gleichgewicht ist der Geist, der nichts bevorzugt und nichts ablehnt.
Auch wenn es mal nicht so läuft mit dem Sitzen und Schmerzen in den Vordergrund der Wahrnehmung drängen oder Gedanken um die Wette galoppieren, sitze ich mitten drin.
Wenn ich ständig um dieses Gleichgewicht bemüht bin, kreise ich um mein Sitzen und entferne mich meilenweit davon.
Trotzdem körperliches Gleichgewicht ist eine schöne Erfahrung. In der ich gerne bin.
Wie erlebt ihr das?
Sundro