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mipoohji:
Nun, wenn Helmut sein Pseudoidol mit Lieber Freud anredet. dann finde ich, dass es sich um eine punktgenaue freud´sche Fehlleistung handelt...
Und das finde ich gelungen.
mipoohji:
Genau das sprach ich an.
Und deshalb plädierte ich dafür, lieber von heilsam zu sprechen, weil man das dann doch eher verkraftet.
Unter "heilig" stellen sich viele irgendetwas monströses vor und das trifft nunmal nicht zu.
Im Grunde sind die Begriffe (als Buchstabengebilde) unwichtig, wichtiger ist, was man darunter versteht und dass dieses Verständnis ein gemeinsames ist.
Meinetwegen hätte der Knabe damals auch sagen können: Unendliche Fülle, alles heilig. Er hat aber gesagt, wohl aus einem triftigen Grund (dieser Kaiser oder Herrscher, den er da vor sich hatte, wird wohl eine religiöse Macke gehabt haben) Leere Weite, nichts von heilig.
mipoohji:
Müsstest Du doch eigentlich wissen... ;)
Weil er dann ohne Mühe einfach daherbrabbeln kann und sich keine Gedanken machen muss, inwieweit das jetzt im Gesprächszusammenhang verständlich ist.
Es muss nicht einmal sinnvoll oder richtig sein, man kann einfach mal die Sau rauslassen.
Dass man sich mit einer solchen Haltung mit anderen Schwätzern solidarisiert ist naheliegend... die haben ja dasselbe Problem.
mipoohji:
Vielleicht wäre es einfacher gewesen, im letzten Satz von dem "Heilsamen" zu sprechen statt vom "Heiligen".
"Nichts von heilig" schwirrt in vielen Zenköpfen als Dogma herum und behindert da eine heilsame Sicht...
mipoohji:
Wenn ich von Meditation spreche, dann fängt die für mich nicht da an, wo ich mich diszipliniert hinsetze, sondern da, wo die Verstrickungen sich auflösen.
Natürlich haben wir immer (wieder) mit Verstrickungen zu tun. Darum praktizieren wir ja auch nach vielen Jahren immer wieder...
Ich denke nicht, dass es um die Disziplin geht. Ohne die wird man kaum lange sitzen mögen, aber eigentlich geht es für mich erst dann los, wenn ich erste Gedankenpausen/Gedankensprünge/erste Unsinnigkeiten entdecke. Dann weiss ich, ich bin nicht mehr so weit weg von der lebendigen Erfahrung von Stille (oder eben der Leere) und bin motiviert mich noch mehr auf meine Übung zu konzentrieren.
Natürlich ist da ein Unterschied, ob ich nun allein und ungestört bin oder ob da Menschen um mich herum sitzen, die ich atmen höre, die schonmal irgendein Geräusch machen und mich möglicherweise dadurch auch wieder mit Haltungen konfrontieren, die ich ihnen gegenüber habe (ein Teil der Verstrickungen, mit dem ich allein zuhause kaum konfrontiert bin).
Aber ich sage Dir auch nur, wie ich das für mich wahrnehme. Das muss ja nicht zwangsläufig für Dich wichtig sein.
Zehn Sekunden finde ich übrigens schon ziemlich viel... Viele Menschen schaffen nichtmal eine...
Die Problematik des Anfangens, bei dem man glaubt nicht zu wissen wo man hinwill, ist natürlich unvermeidbar solange man glaubt/denkt ein konkretes Ziel erreichen zu sollen. Solange wird man auch nicht wirklich erfassen, was denn an dem Vorgang Meditation ist. Und wenn man es dann weiss, weil man es wieder und wieder erlebt hat, dann weiss man auch, dass es nichts zu erreichen gab, dass das Ziel schon immer da war.
Einen Lehrer zu "brauchen" (man wird es vielleicht so interpretieren) ist das dümmste was man über die Beziehung zu einem Lehrer denken kann. Das ist wohl eine der verbreitetsten Ideen und nichts könnte falscher sein.
Dieses "brauchen" erzeugt eine Anspannung, mit der man eine Schlinge um den Hals enger zieht und verhindert die Begegnung. Die Demut, mit der man dem Lehrer begegnen kann um sich überraschen zu lassen, dass der die noch viel besser beherrscht, muss völlig frei und freiwillig aufgebracht werden.
Da geht es um eine Ebene, die mit Geschenk viel besser getroffen wird. Und Geschenke "braucht" man nicht, sonst sind es keine, sondern Verlangen/Forderungen. So wird Herz zu Herz nicht erreicht. (Zumindest nicht bewusst oder "erwachsen")
Sich in Teishos berieseln zu lassen ist eine schöne Sache, und das ist sicher auch hilfreich. Aber die Worte und Gedanken, die da wirksam werden, beruhigen allenfalls die Oberfläche, das eigentliche, die Beziehung läuft unterschwellig.
Mir ist das völlig egal was mein Lehrer da zusammenquatscht, wenn ich ihm aufmerksam zuhöre. Es ist eh immer das gleiche... Er benutzt seine Worte doch sowieso nur, um mir überhaupt eine Konzentration zu erleichtern... ist ja nicht so als wolle der mir etwas erzählen, was ich nicht wüsste...
Mich entspannt das meist sehr und dann werden aus Sekunden auch schonmal Stunden...
All diese Hilfen sind gut und brauchbar und auch die Möglichkeit ganz allein zu sein ist gut und brauchbar. Nichts daran ist so wichtig, dass man ins Dogmatisieren geraten muss, nichts daran ist wertlos genug um darauf zu verzichten.
Irgendwo in meiner Erinnerung schwirrt herum, dass Du beim nächsten Dokusan fragen möchtest. Ich finde die Stelle nicht wieder und vielleicht existiert sie ja nichtmal und ich habe nur diese Idee irgendwo im Kopf. Wie auch immer, ich finde die Idee gut. Meinen Lehrer kriege ich nie mal in einem Raum ganz für mich allein, da haben Zennies eine ganz besondere Möglichkeit (die ich auch schon in Anspruch genommen habe und insoweit kenne und schätze).
mipoohji:
Sorry Helmut, aber Reiner und Wirklichkeit, das passt nun nicht zusammen.
Da muss man schon beide Augen zudrücken und selbst dann bleibt Unbehagen.
Ich lese ihn ja nun möglichst nicht mehr, deshalb kann ich auch Eure Gespräche nicht wirklich einschätzen. Mir scheint jedoch, dass Du immer wieder dazu neigst ihm auf den Leim zu gehen.
Was mir daran schwerfällt zu verstehen ist, dass Du eigentlich über genügend Erfahrung verfügst, seine Spielchen zu durchschauen und es trotzdem so scheint, als verlocke Dich seine Arroganz. Die brauchst Du doch nun wirklich nicht.
mipoohji:
Da sind wohl zwei Fragen, die nach dem Lehrer und die nach der Sangha und wie sich beide auf das eigene Zazen auswirken. Inwieweit sie unterstützen oder ob sie gar notwendig sind...
Gucken wir doch einfach mal auf den mythologisch-historischen Buddha. Dem haben die Lehrer nicht geholfen, dem haben die Kollegen nicht geholfen, der kam zu seiner Klärung, als er von alldem die Nase voll hatte und sich sagte, ich mache es jetzt allein unter dem Baum da.
Ist das nun alles? Vielleicht nicht.
Denn woher hatte er die Kraft und den Mut, sich derart einzulassen, dass er sich sagte, entweder ich pack das jetzt oder ich bleib da sitzen bis ich schwarz werde?
Seine Selbstdisziplin, die er - vielleicht übertrieben - vorher erworben hatte, war sicher nicht ganz unwichtig bei einem solchen Vorsatz. Welche seiner Vorerfahrungen ihm nun hilfreich waren, ob seine früheren Lehrer nicht manches für ihn geebnet hatten, das ist nicht mehr gesagt worden. Alles was wir wissen ist, dass er nicht gleich nach der Feststellung von Geburt, Alter, Krankheit und Tod unter den Bodhibaum ging...
Und nun mal meine persönlichen Erfahrungen.
Allein und ohne Unterstützung war ich eigentlich nie. Schon die Idee, es überhaupt mal mit Meditation zu versuchen, war ein Tip, den ich von jemandem bekommen hatte, übrigens ganz unideologisch. Ich habe es probiert, tatsächlich zunächst allein, und manches daran war einfach, offensichtlich und klar, anderes wieder nicht. Ausserdem war es eher selten, dass ich mit jemandem vernünftig darüber hätte reden können.
Wie auch immer, ich bin bei verschiedenen Gruppen (zwischen-)gelandet, die auch ganz verschieden darüber redeten und dachten. Gemeinsame Meditationspraxis war ein wesentlicher Teil unseres Zusammenseins. Dabei fiel mir auf, dass in Gruppen Meditation leichter fiel. Im Drumherum fand ich immer auch was zu meckern, wenn nicht thematisiert mit den anderen, dann aber doch wenigstens für mich. Das betraf dann jeweils die Äusserlichkeiten wie Rituale oder die Art des Umgangs miteinander oder Ideologien. Die Meditation selbst war jedenfalls "leichter". Übrigens für mich egal, in welcher Gruppierung, also nicht nur bei Zennies.
Kennst Du das Gesetz der Resonanz? Wenn Du mal Gelegenheit dazu hast, zwei (akustische) Musikinstrumente in einem Raum zu haben, dann probier das ruhig mal aus, nur an einem der beiden einen Ton anzuschlagen und dann lausche mal auf das andere. Es schwingt derselbe Ton dort mit.
Ganz ähnlich ergeht es mir, wenn ich im selben Umfeld (das kann auch draußen auf einer Wiese sein) mit anderen praktiziere. Da ist die "Grundschwingung" von Meditation einfach schon da und so fällt es mir viel leichter, meinen eigenen alltäglichen Verstrickungen zu entgleiten und mich dem zuzuwenden was sowieso schon da ist.
Ganz ähnlich ergeht es mir mit Lehrern. Sie waren immer auch hilfreich und haben mir über so manchen Stolperstein hinweggeholfen. Nicht durch Ideologie oder langatmige Erklärungen, sondern einfach dadurch, dass sie mir offen begegnet sind.
Zusammenfassend denke ich, diese beiden Gelegenheiten, Lehrer und Sangha, sind hilfreich. Ob sie notwendig sind, das weiss ich nicht und ich werde auch nie mehr die Möglichkeit haben, sie aus meinem Leben so völlig wegzudenken, dass ich eine solche Frage überhaupt beantworten könnte.
Da gab es noch die Zusatzfrage für "Anfänger"...
Ich denke, gerade für die ist der Einstieg mit Hilfe wesentlich leichter als als Einzelkämpfer in den Dschungel zu gehen ohne zu wissen wo man letztlich hin will. Denn Meditation in all ihrer Bedeutung und Weite liegt nun nicht unbedingt auf der Hand.
Allein wirklich verstanden zu haben, was sich hinter dem Begriff Meditation (oder Zazen) für ein Erleben verbirgt, ist vielen Menschen überhaupt noch gar nicht gelungen (und dies, obwohl sie ständig darüber reden). Für mich selbst war es auch langwierig und schwierig, da völlige Klarheit zu gewinnen und sie völlig unideologisch einfach erleben zu können.
Du hast allen Grund stolz zu sein...
Gruß
mipooh